
Kurz gesagt: Urwerk stellt keine „normalen“ replica Uhren her. Selbst die konservativsten Designs der Marke sind alles andere als konventionell. Die typische Sci-Fi-Ästhetik von Urwerk zeichnet sich jedoch durch eine eher dunkle Farbpalette aus, und Weiß erscheint selten auf etwas anderem als gedruckten Ziffern oder einer kleinen Textzeile. Zu den auffälligeren Neuheiten der Genfer Marke, die letztes Jahr gegen Ende 2024 debütierten, gehört jedoch die Urwerk UR-230 Polaris, die dieser modernen und technologiereichen Kollektion Sturmtruppler-Vibes und ein aktualisiertes Gehäusedesign verleiht.
Innerhalb der zeitgenössischen Produktlinie von Urwerk ist die UR-230 die neueste Version der UR-200-Serie der Marke, die 2007 erstmals erschien und sich im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt hat. Nachfolgende Versionen der UR-200-Plattform umfassten die UR-210 und die UR-220. Die jüngste Weiterentwicklung ist die UR-230, die 2023 als UR-230 „Eagle“ debütierte. Wie in unserem ursprünglichen Artikel über die UR-230 Polaris erwähnt, umfasste jede Generation der UR-200-Serie mehrere Varianten, die die Kollektion in unterschiedliche ästhetische Richtungen führen. Die neueste Polaris-Version ist jedoch nicht nur eine neue Farbgebung des Erstmodells aus dem Jahr 2023. Vielmehr greift die UR-230 Polaris die Gehäusearchitektur ihres Vorgängers auf und verzichtet auf den Klappdeckel der UR-230 „Eagle“ zugunsten eines verdeckten Saphirglases wie bei den verschiedenen UR-210- und UR-220-Modellen.
Während der Klappdeckel der ursprünglichen UR-230 „Eagle“ ein eher einzigartiges und neuartiges Merkmal war, das den optischen Akzent auf die relevanten Elemente des Displays legte, denke ich, dass die meisten Menschen die gesamte komplexe Innenmechanik der UR-230 lieber sehen würden, was der UR-230 Polaris letztlich ein optisch beeindruckenderes Gesamtbild verleiht. Darüber hinaus war der Klappdeckel auch das Detail, das die erste UR-230 deutlich von früheren Versionen der UR-200-Plattform der Marke unterschied, und die Gehäusearchitektur der UR-230 Polaris stellt eine Rückkehr zum ursprünglichen Entwurf der Serie dar. Vor diesem Hintergrund bietet die klare weiß-schwarze Farbgebung des Modells eine unverwechselbare Ästhetik im Vergleich zu den dunklen und düsteren Farbtönen, die typischerweise Urwerk-Uhren charakterisieren. Trotz ihrer vertrauten Silhouette und Gehäusearchitektur wirkt die UR-230 Polaris im Vergleich zu allen anderen bisherigen Urwerk-Modellen frisch und einzigartig.
Mit einem Durchmesser von 44,81 mm, einer Höhe von 18,38 mm und einer Breite von 53,55 mm zwischen den Bandanstößen ist die Urwerk UR-230 Polaris eine recht große Kreation. Dieses futuristische Statement-Stück ist jedoch keineswegs zurückhaltend, und seine markanten Proportionen sind letztlich notwendig, um das charakteristische Anzeigesystem des umlaufenden Satelliten unterzubringen. Das Gehäuse der Urwerk UR-230 Polaris besteht aus zwei Materialien: Die schwarzen Bereiche sind aus DLC-beschichtetem Titan gefertigt, während das weiße Obergehäuse aus einem glasfaserverstärkten Keramikverbundwerkstoff gefertigt ist. Der in Zusammenarbeit mit Urwerk entwickelte weiße Keramikverbundwerkstoff ähnelt dem in der Luft- und Raumfahrt sowie der Medizintechnik verwendeten Werkstoff und besteht aus dünnen Keramikplatten und gewebtem Glasfasergewebe, die in einer harten Polymermatrix eingebettet sind.
Anders als reine Keramik, die bei ausreichend starker Aufprallkraft brechen oder zersplittern kann, verstärken die eingebetteten Fiberglasplatten den Keramikverbundstoff von Urwerk (ähnlich der Rolle von Kohlenstofffasern in Kohlenstoffverbundstoffen) und verleihen dem Material eine subtile Schichtstruktur statt einer einheitlichen Farbgebung wie normale Keramik. Die Schichten aus gewebten Glasfasern zeichnen sich durch einen blassen Silberton aus, der einen schwachen Schimmer aufweist, der einen Kontrast zum ansonsten mattweißen Gehäusematerial bildet. Nach der Bearbeitung und Fertigstellung in seiner endgültigen Form weist der Keramikverbundstoff eine dicht gepackte Schichtstruktur auf, die man am besten als eine ganz weiße Version von Kohlenstofffasern beschreiben könnte. Er bietet eine deutlich dynamischere Optik, als wenn dieselbe Komponente einfach aus rein weißer Keramik gefertigt wäre.
Wie bei anderen Modellen der UR-200-Serie befindet sich die Aufzugskrone der Urwerk UR-230 Polaris auf der 12-Uhr-Seite. Ein markant gewölbtes Saphirglas schützt die verschiedenen Displayelemente. Die Wasserdichtigkeit beträgt standardmäßig 30 Meter und schützt so vor versehentlichem Kontakt. Die Rückseite der UR-230 Polaris ist mit einem schwarzen, DLC-beschichteten Titanboden ausgestattet. Dieser verfügt über ein kleines Saphirglasfenster, durch das die beiden Turbinen sichtbar sind, die den Rotor antreiben. Auf dem Boden befinden sich außerdem zwei kleine Knöpfe zum Einstellen des automatischen Aufzugs. Einer dient als Ein-/Ausschalter für den Rotor, der andere als Einstellknopf für den „Air Brake“-Mechanismus. Dieser steuert die Aufzugseffizienz des Uhrwerks, indem er den Luftstrom durch die beiden Turbinen in der unteren Hälfte des Displays reguliert.
Der Ein-/Aus-Knopf auf dem Gehäuseboden entriegelt den Rotor vollständig, um Schäden bei aktiver Nutzung zu vermeiden. Mit dem zweiten Knopf für den „Luftbremsen“-Mechanismus können Nutzer den Selbstaufzug der Uhr individuell an ihren Lebensstil anpassen. Bei vollständig geöffnetem „Luftbremsen“-Schalter sind in der unteren Hälfte des Displays, direkt unter dem karussellmontierten Satellitensystem, zwei kegelförmige Turbinen gut sichtbar. Dreht man den Knopf jedoch in die geschlossene Position, gleiten zwei leuchtend rote Abdeckungen über die Turbinen und begrenzen so den Luftdurchfluss. Ein verringerter Luftstrom schränkt die Aufzugseffizienz des Uhrwerks ein und macht es so für Personen mit einem sehr aktiven Lebensstil besser geeignet. Ein erhöhter Luftstrom hat den gegenteiligen Effekt für diejenigen, die den Großteil ihres Tages am Schreibtisch verbringen.
Ähnlich wie die Modelle UR-210 und UR-220 verwendet die Urwerk UR-230 Polaris ein satellitenartiges retrogrades Anzeigesystem zur Zeitmessung. Ihr dreizackiges Karussell dreht sich langsam im Tagesverlauf, wobei die aktuelle Stunde im Zentrum des skelettierten Minutenzeigers angezeigt wird. Die pfeilförmige Spitze des Minutenzeigers zeigt den entsprechenden Wert auf einer bogenförmigen Minutenspur an. Diese einzigartige dreidimensionale Anzeige bildet die Grundlage für einen Großteil des modernen Urwerk-Katalogs. Zwei weitere Anzeigen befinden sich in den oberen Ecken, die jeweils mit einem der Einstellknöpfe auf dem Gehäuseboden verbunden sind. Die Anzeige oben rechts besteht aus einem kleinen Zeiger, dessen grüne und rote Punkte wechseln und so optisch anzeigen, ob der Rotor eingekuppelt ist. Die andere Anzeige oben links zeigt an, wie viel Luft durch die Turbinen strömt, die den Aufzugswirkungsgrad des Uhrwerks steuern. Angetrieben wird die Urwerk UR-230 Polaris vom automatischen Uhrwerk Kaliber UR-7.30 der Marke, das auch im originalen UR-230 „Eagle“ von 2023 zu finden ist. Das mit 50 Steinen ausgestattete Kal. UR-7.30 läuft mit einer Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hz) und einer Gangreserve von ca. 48 Stunden. Es basiert auf einer klassischen Schweizer Ankerhemmung, während der Rest des Uhrwerks eine durch und durch technisch orientierte Kreation ist, die sich von allem unterscheidet, was Sie in den Katalogen anderer Marken finden. Während sich viele Urwerk-Uhren um eine retrograde Anzeige im Satellitenstil drehen, unterscheidet sich das einzigartige Turbinensystem des Kal. UR-7.30 sofort von den Uhrwerken, die in den Modellen der weniger komplexen UR-100-Serie der Marke zum Einsatz kommen. Da die UR-230 Polaris kein traditionelles Zifferblatt besitzt, fungieren die Komponenten des Uhrwerks als Anzeigeelemente. Sie präsentieren sich in einem dunklen Anthrazitgrau mit kleinen weißen und roten Akzenten.
Da die Urwerk UR-230 Polaris keine traditionellen Bandanstöße besitzt, ist ihr weißes Kautschukarmband mit Scharnieren direkt am Gehäuse befestigt, sodass es sich bequem um das Handgelenk schmiegt. Da das Armband zudem recht breit und dick ist, hat Urwerk die Innenflächen des Kautschukarmbands in den gehäusenahen Bereichen ausgehöhlt, um seine Flexibilität und den Tragekomfort weiter zu verbessern. Die konkaven Innenflächen reduzieren den Kautschukanteil, wodurch sich das Armband leichter biegen lässt und die Materialmenge, die mit dem Handgelenk des Trägers in Berührung kommt, minimiert wird. Anstelle einer herkömmlichen Dorn- oder Faltschließe werden die beiden Enden des Armbands mit einem Klettverschluss gesichert. Und obwohl einige Sammler Klettbänder an hochwertigen Uhren kategorisch ablehnen, sorgt das weiße Gummiarmband für ein äußerst stimmiges Erscheinungsbild und scheint letztlich eine völlig angemessene Wahl für diese hochmoderne Uhr zu sein.
Da Urwerk jährlich nur ein paar hundert Uhren produziert, werden viele Modelle in extrem kleinen Stückzahlen hergestellt. Die UR-230 Polaris wird in einer limitierten Auflage von nur 35 Exemplaren angeboten. Obwohl die Urwerk UR-230 Polaris das erste Modell der Marke mit diesem weißen Keramik-Verbundwerkstoff ist, ist sie deutlich günstiger als ihr Vorgänger, die UR-230 „Eagle“. Der offizielle Verkaufspreis beträgt 150.000 Schweizer Franken (zum Zeitpunkt des Schreibens ca. 175.000 US-Dollar). Während weiße Uhren in Sammlerkreisen oft polarisierend wirken, finde ich persönlich, dass die weiß-schwarze Stormtrooper-Farbgebung hervorragend zum modernen Space-Age-Design der UR-230 passt und sie möglicherweise mein persönlicher Favorit unter allen Modellen der größeren UR-200-Serie der Marke ist.